Das ProFit Testherden-Programm ist bekannt als Pionierarbeit für die deutsche Rinderzucht und Wissenschaft. Zum Informations- und Wissensaustausch trafen sich die jeweiligen Verantwortlichen der Testherden Ende September auf Rügen. Moderiert wurde diese hochkarätige Veranstaltung von Dr. Jan Körte. Er gab einen Ausblick auf aktuelle Entwicklungen innerhalb der Phönix Group GmbH.
Unter dem Leitthema „Entwicklung des Goldschatzes für die Zukunft“ stellte Jan-Hendrik Osmers, Geschäftsführer der RBB, die wissenschaftlichen und züchterischen Beiträge vor, die auf Basis der Testherdendaten der RinderAllianz und der Rinderproduktion Berlin-Brandenburg bereits geleistet wurden. Diese Daten sind ein wahrer „Goldschatz“ für innovative Entwicklungen in der Rinderzucht.
Ein Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Prof. Dr. Herrmann Swalve (MLU), der die Auswirkungen von Hitzestress bei Milchkühen und erste Ergebnisse aus dem Projekt DigiMuh präsentierte.
Einen spannenden Einblick in die digitale Zukunft der Tierbeobachtung gab Dr. Bastian Kubsch vom Fraunhofer-Institut. Er zeigte auf, wie bildbasierte Tierbeobachtung als Werkzeug zur Verbesserung von Tiergesundheit und Betriebseffizienz genutzt werden kann.
Dr. Anke Römer (LFA Dummerstorf) widmete sich einer oft gestellten Frage: „Ab wann ist eine Kuh zu alt?“ Sie analysierte hierzu Testherdendaten unter Einbeziehung von Gesundheitsdaten und betriebswirtschaftlichen Kennzahlen.
Besonders interessant war auch der Vortrag der frischgebackenen Masterabsolventin Linnea Schröder, die unter der Betreuung von Frau Dr. Römer ihre Abschlussarbeit zum Thema Einfluss von Staren auf Milchleistung und Eutergesundheit von Milchkühen sowie mögliche Abwehrmaßnahmen vorstellte.
Zum Abschluss der Vortragsreihe stellte Alexander Braune die provokante Frage: „Sind K.O.-Kriterien bei der Bullenwahl und der Selektion weiblicher Nachzucht noch zeitgemäß?“ – ein Denkanstoß, der rege Diskussionen auslöste.
Ein echtes Highlight war wie immer der Betriebsbesuch, der bei keinem Testherdentreffen fehlen darf. Gastgeber war in diesem Jahr die Vömel GbR: Jochen Vömel und sein Sohn Alexander bewirtschaften auf der Insel Rügen einen beeindruckenden Milchviehbetrieb mit 580 Kühen und einer 305-Tage-Leistung von 12.321 kg Milch. Ein Betrieb, der mit Weitblick geführt wird und ständig nach Weiterentwicklung strebt. Alexander Braune zeigte zudem eindrucksvoll direkt am Tier, wie Zuchtwerte an der phänotypischen Erscheinung der Kuh „gelesen“ werden können.
Wir bedanken uns herzlich bei der Familie Vömel, allen Mitarbeitenden sowie bei allen Referentinnen und Referenten für ihre spannenden Beiträge und die offene Diskussion.
TIPP: Einen ausführlicheren Bericht lesen Sie in der Dezemberausgabe der Rind&Wir!
