Am 22. November 2023 versammelten sich knapp 70 Züchter, Landwirte und Experten im Tagungszentrum des FBN in Dummerstorf zum Fleischrindtag Mecklenburg-Vorpommern.  Die Veranstaltung, die unter der fachkundigen Moderation von Dr. Manfred Leberecht vom Milchkontroll- und Rinderzuchtverband eG stand, versprach Einblicke in die bedarfsgerechte Versorgung von Fleischrindern.

Neues aus dem Netzwerk Fokus Tierwohl

In Vertretung von Laura Müller, die am Institut für Tierproduktion der Landesforschungsanstalt (LFA M-V) Ansprechpartnerin für das Netzwerk Fokus Tierwohl ist, informierte Dr. Ariane Boldt über Neuigkeiten aus dem Netzwerk. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Angebot von Weiterbildungsveranstaltungen, die nicht nur landwirtschaftliche Betriebe stärken sollen, sondern auch den Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern, Wissenschaftlern und Beratern fördern.

Mit einem Sponsoring unterstützte das Netzwerk erneut den diesjährigen Fleischrindtag.

Mineralstoffversorgung bei Mutterkühen im Fokus

Prof. Dr. Heiko Scholz von der Hochschule Anhalt referierte über die bedarfsgerechte Versorgung von Mutterkühen mit Mineralstoffen. Blutuntersuchungen seien zwar in Bezug auf Selen verwertbar, für eine breite Einschätzung der Mineralstoffversorgung bedarf es jedoch Kotproben, ein diesbezügliches Monitoring wäre wünschenswert. Durch den Einsatz von Boli konnte nicht nur die Versorgung der Mutterkühe und ihre Lebendmasseentwicklung deutlich verbessert werden, sondern vor allem auf Mangelstandorten eine Sicherung der Tiergesundheit gewährleistet werden. Auch die Zunahmen der Kälber wurden positiv beeinflusst. Die Wirksamkeit der Boli erstreckt sich allerdings nur über 3-4 Monate, damit stellte sich die Frage, ob eine einmalige jährliche Gabe langfristig ausreicht.

Der pH-Wert im Boden wurde als wichtiger Faktor für die Verfügbarkeit von Mineralstoffen betont, wobei eine Kalk-Selen-Düngung den Boden verbessert, vor allem durch Anhebung des pH-Werts, jedoch sollte auf Niedermoorböden kein Kalk gegeben werden.

Untersuchungen zur Erhöhung des Grundfutteranteils in der Färsenmast

Dr. Ulrike Drews vom LELF Brandenburg präsentierte Untersuchungen zur Erhöhung des Grundfutteranteils in der Färsenmast. Dabei wurde betont, dass die Auswahl gut entwickelter Tiere und die gezielte Getreideergänzung im Zeitraum der Futterumstellung sich positiv auf den Masterfolg auswirken. Interessanterweise zeigten sich in der Versuchsgruppe trotz Erhöhung der Grundfutteraufnahme im letzten Mastabschnitt keine signifikanten Differenzen in der Mast- und Schlachtleistung, jedoch erhöhte sich die Wirtschaftlichkeit um 38 Euro je Tier. Fazit der Untersuchungen war, dass der Verzicht auf Getreideergänzung bei maisbasierten und proteinangereicherten Grundfuttermischungen durchaus möglich ist.

Genomisch unterstützte Zuchtwertschätzung von Fleischrindern

Dr. Sabine Schmidt von der RinderAllianz präsentierte Weiterentwicklungen der Zuchtwertschätzung bei Fleischrindern. Die Einführung einer genomisch unterstützten Zuchtwertschätzung nach dem Single-Step-Modell wurde angekündigt, wobei Produktionsmerkmale ab Dezember 2023 für sechs Rassen berücksichtigt werden sollen. Die Genomik wird als ergänzend, jedoch nicht als Ersatz für die traditionelle Leistungsprüfung im Feld und auf Station betrachtet.

Leistungsprüfung als Stationsprüfung und optimale Futterversorgung der Prüfbullen

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Leistungsprüfung als Stationsprüfung, wobei die einheitlichen Umweltbedingungen als besonderer Vorteil für die Aufzucht potenzieller Fleischrindzuchtbullen hervorgehoben wurden. Hartmut Münch von der MPA Laage sprach über die bedarfsgerechte Futterversorgung der Prüfbullen in der Eigenleistungsprüfung auf Station. Dabei betonte er die Notwendigkeit eines ausgewogenen Verhältnisses von Energie und Protein, die Beachtung des Rohfasergehalts und die Vermeidung abrupter Futterwechsel. In Abstimmung mit Zuchtverband und Beschickern ist die Fütterung nicht darauf ausgelegt, dass Maximum täglicher Zunahmen aus den Bullen „herauszukitzeln“, sondern ein Optimum zwischen Ausschöpfung des Wachstumsvermögens und Sicherung von Gesundheit, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit zu finden! Die seit 2009 erreichten Ergebnisse der Stationsprüfung bestätigen diese Zielsetzung.

Die vormittägliche Vortragsveranstaltung endete mit einem Fazit von Dr. Manfred Leberecht, der die Bedeutung von Messen, Wiegen, Analysieren und Hinterfragen hervorhob. Er ermutigte dazu, alle verfügbaren Stellschrauben zu nutzen, um die Wirtschaftlichkeit der Fleischrinderhaltung kontinuierlich zu verbessern.

Nach dem Mittagessen hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, die MPA Laage zu besichtigen und die Prüfbullen kennenzulernen. Aktuell umfasst die Gruppe 37 Prüfbullen in drei Durchgängen, wobei der größte Rasseblock 18 Uckermärker umfasst.

Die Landesforschungsanstalt hat die Unterlagen zu allen Vorträgen auf ihrer Internetseite eingestellt: Tierproduktion (landwirtschaft-mv.de)

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