Endlich wieder eine FleischrindVision – das dachten am 9. September anscheinend nicht nur die Fleischrindzüchter, sondern zum Glück auch Petrus. Nachdem es am Vortag noch sintflutartig über dem MeLa-Gelände geregnet hatte, zog der Himmel zum Beginn der RinderAllianz-Verbandsschau „FleischrindVision“ frei und die Sonne kam zum Vorschein. So konnte die Schau – wie geplant – Punkt 12 Uhr mit einer Parade aller Rassen in der gut besuchten MeLa-Vorführhalle starten. 32 Zuchtbetriebe aus Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg stellten sich in den darauffolgenden Stunden mit über 80 Rindern aus 12 Rassen dem Urteil der beiden Preisrichter Clemens Braschos (Masterrind GmbH) und Claus Henningsen (Rinderzucht Schleswig-Holstein e.G.).
Mit je 20 Wettbewerbstieren trieben die Züchter der Rassen Fleckvieh-Simmental und Dexter die beiden größten Rasseblöcke auf. Die Ia-platzierten Tiere der einzelnen Richtklassen sowie die Sieger und Reservesieger sind der Tabelle zu entnehmen.

Fleckvieh-Simmental mit Spitzenqualität
Auch wenn gerade Fleckvieh-Simmental im Vorfeld von einigen Ausfällen geplagt war, wurden die aufgetriebenen Schautiere erwartungsgemäß dem exzellenten Ruf der Rasse im Zuchtgebiet gerecht und lieferten Preisrichter und Publikum packende Entscheidungen. Während sich bei den Bullen der jüngste Kandidat, der knapp 1-jährige Kingsman P von Bundes-Mühle (Kingston x Zambia) aus der Zucht von Christian Bunde, Drewitz, durchsetzen konnte, ging aus den Kuhkonkurrenzen die schaubewährte 6-jährige Ursus-Tochter Rabea Pp aus der Glaser GbR, Perleberg, als Siegerin hervor. In der Konkurrenz von insgesamt 10 Fleckvieh-Simmental-Färsen siegte souverän die 19 Monate alte, äußerst schicke Gabriel-Tochter Sandy P aus der Kopecki GbR, Rochau, die bereits auf der Agra im April auf sich aufmerksam machen konnte und sich seitdem sehr positiv weiterentwickelt hat.

Dexter vom Feinsten
Auch die Dexter boten echte Gänsehautmomente im Richtring: 9 Kühe in 3 Farben zwischen 2,5 und 8 Jahren sind außerhalb einer Bundesschau wohl selten in dieser Qualität vertreten. Den Titel der besten Dexterkuh sicherte sich die 5-jährige schwarze Imke vom Damm (Mika x Leo 3rd) aus der Zucht von Karen Grot, Gubkow. Die wunderschöne Typkuh setzte sich gegen Bella von der Räuberburg, der Siegerin der jüngeren Altersklasse, durch. Das absolute Dexter-Highlight bildete jedoch die Altbullenklasse. Vier ausgewachsene Dexterbullen, der älteste von ihnen 14-jährig (!), in einem Richtring – das war schon etwas Besonderes und eine echte Augenweide! Hier siegte der 5-jährige Davenport (Danny x Manni) aus der Zucht von Marco Projahn, Schrampe, vorgeführt und im Besitz von Dr. Gerald Stumpf, Radegast. So wünscht man sich Dexterbullen: mit tollem Rassetyp, passendem Fleischansatz und gut zu Fuß!

Galloway und Highland Cattle mit spannenden Entscheidungen
Auch den Züchtern der Rassen Galloway und Highland Cattle war es gelungen, durch Teamwork im Vorfeld der Schau attraktive Richtklassen zusammenzustellen und aufzutreiben. Bei beiden Rassen gab es starke Färsenkonkurrenzen mit je 2 Richtklassen, beim Galloway zusätzlich eine Altbullen-, beim Highland Cattle je eine Kuh- und eine Bullenentscheidung. Bei den Gallowayfärsen siegte die dunfarbene Scarlet vom Freigut Garsena, eine 18 Monate alte Tochter des Champions der 2019er FleischrindVision Marlin von Buchenau, vor der knapp 1 Jahr älteren schwarzen Melina aus dem Suletal, mit der Stefan Nipp aus Ueckermünde sein MeLa-Debüt gab. Bei den Bullen hatte der 7,5-jährige Baron von Steven Henschel, Kladrum, die Nase vorn.
Siegerfärse der Rasse Highland Cattle wurde die 16 Monate alte, sehr korrekte, fenimine und schicke Samanta of Maje aus der Zucht von Marco Paetau aus Solpke, vorgestellt von ihren Besitzern René und Claudia Schulze, Jerchel, die der Erfolg ihrer ersten Schauteilnahme mit Sicherheit weiter beflügeln wird.

Rassevielfalt im Richtring
Die Rassen Angus, Charolais und Uckermärker waren mit je zwei Wettbewerbstieren vertreten. Auch wenn diese Tiere sehr gute Repräsentanten ihrer jeweiligen Rasse waren, wurde ihre Zahl keinesfalls dem Stellenwert gerecht, den die Rassen in der Zucht einnehmen. Hier wäre ein stärkeres Engagement der Züchter dieser Rassen für die Zukunft wieder wünschenswert. Abgerundet wurde der Wettbewerb durch Entscheidungen beim Vogesen-Rind, Wagyu und Zwergzebu sowie durch Einzeltiere der Rassen Hereford und Pustertaler.

Interbreed-Wettbewerbe
In den Interbreed-Wettbewerben starteten die Sieger der vorausgegangenen rasseinternen Konkurrenzen sowie noch nicht gerichtete Einzeltiere in den Kategorien beste Färse, beste Kuh und bester Bulle der Intensiv- bzw. Extensivrassen. Sieger und Reservesieger der Interbreed-Wettbewerbe können der Tabelle entnommen werden.
Neben den bereits weiter oben bei ihren Rassen besprochenen Siegertieren Rabea (FLS), Sandy (FLS), Samanta (HLD) und Davenport (DEX) sind zwei weitere Siegertiere vorzustellen. Im Bereich der Extensivrassen machte die 4-jährige Highland-Cattle-Kuh Sara Ruadh aus der Zucht von Marco Paetau, Solpke, und im Besitz von Georg Thoms, Pepelow, als beste Kuh das Rennen. Ihr Vater Cliadham begeisterte bereits 2018 und 2019 auf den Schauen in Bismark und Mühlengeez.
Zu guter Letzt wurde der imposante Charolais-Bulle Narcisse (George V x Edgar) von der LLG Iden als bester Bulle der Intensivrassen gekürt. Das französisch gezogene 5½-jährige Muskelpaket glänzte mit starker Ausstrahlung, Rassetyp und bestem Fleischansatz!

Grand Champion
Nicht immer gewinnen Alter oder Gewicht! Aus den 6 Siegertieren des Wettbewerbs wurde die Zukunftshoffnung, die Fleckvieh-Simmental-Färse Sandy von der Kopecki GbR aus Rochau, zum Champion gekürt. Was für ein wunderschöner und emotionaler Moment für die glücklichen Züchter!

Familiensammlungen & Betriebskollektionen
Der Wettbewerb der Familiensammlungen und Betriebskollektionen war zum Abschluss der FleischrindVision ein ganz besonderer Augenschmaus und nur durch das Zusammenwirken und die gegenseitige Unterstützung vieler beteiligter Züchter als Vorführer überhaupt möglich. 4 Familiensammlungen, 4 intensive und 7 extensive Betriebskollektionen präsentierten sich im Schauring. Die beiden Preisrichter Clemens Braschos und Claus Henningsen wurden zusätzlich ehrenamtlich durch Dr. Manfred Leberecht, Dr. Matthias Löber und Dirk Schmüser unterstützt und durften jeweils 3, 2 und 1 Punkt für ihre Favoriten vergeben.
Familie Bunde aus Drewitz hatte gleich mehrere Gründe zum Feiern – sie gewann mit ihrer Fleckvieh-Simmental-Kuh T-Zylver PP* (T-Bonus x Zambia) und deren Nachzucht sowohl die Familiensammlungen als auch die Betriebskollektionen der Intensivrassen. Einen doppelten Reservesieg sicherte sich die Manfred & Marco Glaser GbR, Perleberg, mit der Nachzuchtsammlung des Bullen Ursus Pp*, zu der neben Siegerkuh Rabea auch der Bulle Urano und Kuh Annabell gehörten.
Bei den Extensivrassen durfte sich Karl-Friedrich Schöning und sein Team aus dem Freigut Garsena über den Sieg zur besten Betriebskollektion freuen. Ihre siegreiche Kollektion vereinte 4 Galloway- und 2 Vogesenrinder und wurde für die hervorragende Präsentation und Harmonie der Gruppe bei gleichzeitig starken Einzeltieren gelobt. Ein besonderes Bonbon war die Dexter-Kuh-Kollektion von Manfred und Andy Kunas, Groß Voigtshagen, zu der 4 dunfarbene Kühe mit ebenfalls dunfarbenen Kälbern bei Fuß gehörten und die sich den Reservesieg bei den extensiven Betriebskollektionen sicherte.

Eine Übersicht über alle Platzierungen finden Sie hier.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Ehrung aller Sieger und Reservesieger durch den Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. Die RinderAllianz dankt allen Beschickern für ihre Teilnahme und exzellente Präsentation ihrer Tiere sowie allen Sponsoren für die Unterstützung. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste FleischrindVision am 30./31. März 2023 in Bismark!

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