1993 – vor nunmehr 30 Jahren – wurden die Uckermärker als Deutschlands jüngste Fleischrindrasse anerkannt. Die damit eingeläutete Erfolgsgeschichte und das aktuelle runde Jubiläum waren Anlass, die Uckermärker als „Tier der MeLa“ auf der Messe in Mühlengeez (Mecklenburg-Vorpommern) in den Fokus zu rücken. Ein vielfältiges Programm, bei dem sich die Uckermärker in allen Facetten als Allrounder für die Mutterkuhhaltung, Fleischrindzucht und Gebrauchskreuzung präsentierten, fand in der bundesoffenen Jubiläumsschau am MeLa-Freitag seinen Höhepunkt.

Bundesoffene Jubiläumsschau

Schon beim Auftrieb und einer Rassepräsentation am Vortag des Wettbewerbs zeichnete sich die gegenüber der letzten Bundesschau 2018 noch einmal gewachsene Tierqualität ab, die enge und sehr spannende Entscheidungen erwarten ließ. Beim Richten der insgesamt 44 Wettbewerbstiere aus 4 Bundesländern hatte Preisrichterin Anne Menrath vom Fleischrinder-Herdbuch e.V., Bonn, manch harte Nuss zu knacken, meisterte diese Herausforderung jedoch souverän, gut begründet und auch für Außenstehende nachvollziehbar.

In der Kategorie Färsen mit fünf Altersklassen konnte sich die knapp 2½-jährige Tekla PS (Simson x Leven, besamt mit Tamino PP) aus der Zuchtstätte Marktfrucht & Uckermärkerzucht Uwe Müßigbrodt, Schulzendorf, als Bundessiegerin durchsetzen. Für die Preisrichterin war es die kompletteste und ausgeglichenste Färse des Klassements. Reservesiegerin wurde die in der Lapro Ossak GmbH, Sonnewalde, gezogene knapp 2-jährige Freya PP (Simson x Oktan). Ausgeglichene Bemuskelung und Korrektheit im Exterieur gaben für diese Entscheidung den Ausschlag.

Wie viel Breite und Qualität die Uckermärker inzwischen im Rassetyp erreicht haben, zeigte besonders der Wettbewerb bei den Kühen in 4 Klassen. Absolut überzeugend in Typ, Bemuskelung und Skelett, dazu mit einem sehr starken Bullenkalb bei Fuß, war die im Besitz von Uwe Müßigbrodt (Markfrucht & Uckermärkerzucht) befindliche Siegerkuh Santana PP (Ido x Eltano), Züchter Dirk Berndt, Heinersdorf. Zur Reservesiegerin gekürt wurde die inzwischen 11-jährige Pina (Bundessiegerfärse 2015, Nante x Eiran) aus der Wulkower Agrar GmbH. Hier gab die Lebensleistung mit 9 aufgezogenen Kälbern bei 9 Abkalbungen und einer ZKZ von 372 Tagen einen wesentlichen Ausschlag. Als älteste Kuh der Schau wurde auch die 12-jährige Karoline mit 10 Kalbungen und 378 Tagen Zwischenkalbezeit (in der ältesten Schauklasse hinter der Reservesiegerkuh Pina Ib-platziert) in der Siegerehrung noch einmal besonders herausgestellt.

In der „Königsklasse“ bei den Bullen, siegte der 4½-jährige Solar PP (Simon x Carlos) von Volker Naschke, Schenkendöbern, gezogen in der Marktfrucht & Uckermärkerzucht Uwe Müßigbrodt. Dieser Bulle überzeugte mit überragender Präsenz und absoluter Gelassenheit, Rahmigkeit und homogener Bemuskelung. Den Reservesiegertitel darf künftig der Bulle Targa PS von der Peenemündung aus der Wulkower Agrar GmbH führen. Targa ist in der Markfrucht GbR Mahlzow aus der Anpaarung Topas x Mandu hervorgegangen. Hier waren absolute Ausgeglichenheit und Rassetyp Preisrichterargumente für die Rangierung.

Die vollständige Prämierungsliste steht hier zum Download bereit.

Optischer Höhepunkt waren die Betriebskollektionen

Den absoluten Höhepunkt und ein kaum zu übertreffendes Abschlussbild stellten die Betriebssammlungen dar. An diesem Wettbewerb beteiligten sich sechs Zuchtstätten mit jeweils 3 und mehr Wettbewerbstieren. Nach Siegerfärse und Siegerkuh konnte die Markfrucht & Uckermärkerzucht Uwe Müßigbrodt auch hier als Sieger hervorgehen – ein sicher künftig nur schwer zu übertreffender betrieblicher Erfolg! Auf den Plätzen 2 und 3 folgten die Kollektionen der Zuchtbetriebe Volker Naschke, Schenkendöbern, und Thomas Engfer, Groß Helle.

Präsentation des Uckermärker-Färsenaufzuchtprogramms auf der MeLa

Gemeinsam mit der RinderAllianz hat die Restaurantkette Block House 2014 ein Uckermärker-Färsenaufzuchtprogramm ins Leben gerufen, in dem inzwischen jährlich rund 5.000 Mastfärsen aus 33 zertifizierten Partnerbetrieben geschlachtet werden. Was lag näher, als dieses Programm gemeinsam auf der MeLa zu präsentieren? In direkter Nachbarschaft zur RinderAllianz stand Block House den interessierten MeLa-Besuchern in Wort, Bild und Video für Auskünfte zum Programm zur Verfügung, wurden außerdem zwei Uckermärker-Programmfärsen aus dem Partnerbetrieb Michael Teickner, Gumtow, ausgestellt. Viel Anklang fanden auch die von Norbert Bosse moderierten Vorführungen im MeLa-Kochstudio, bei denen natürlich Uckermärkerfleisch zubereitet und im Gespräch mit der Block House-Fleisch-Sommelière Maike Tabel und den Qualitätsmanagerinnen Anja Mußmann und Dr. Lisa Schulz dessen Herkunft und Qualität erläutert wurde. Bei der jeweils abschließenden Verkostung konnten sich die Besucher selbst ein Urteil bilden und Appetit auf mehr holen.

Uckermärker als Anpaarungsbullen für Beef on Dairy

Rückbesinnend auf die Entstehung der Uckermärker als ideale Vaterrasse für die Gebrauchskreuzung ist der Anspruch an unkomplizierte „Beef on Dairy“-Bullen aktueller denn je. Eine Gruppe solcher Kreuzungskälber aus der Verpaarung des Uckermärker-Besamungsbullen Panos PP 10.204850 an Holsteinkühe aus der Agrarprodukte Dedelow GmbH wurde ebenfalls auf der MeLa ausgestellt.

Vortragsveranstaltung bot Stoff zum Nachdenken und für die Diskussion

„Uckermärker – gestern, heute und morgen“, unter dieser Überschrift fand eine gut besuchte Vortragsveranstaltung am Donnerstagnachmittag im MeLa-Fachforum statt. Peter Schollbach, Kemmen, beleuchtete mehr als 50 Jahre Historie der Rasse und ließ dabei die eine oder andere Anekdote aus selbst erlebter Zuchtgeschichte in seinen Vortrag einfließen.

Neue züchterische Möglichkeiten standen im Mittelpunkt des Vortrags von Paul Bierstedt, RBB, und Dr. Sabine Schmidt, RinderAllianz. Bestandsentwicklung, Zuchtziel und Farbe, SNP-Typisierung und genetische Besonderheiten, genealogische Vielfalt, Zuchtwertschätzung und Fleischqualität – das Spektrum der Themen für die Weiterentwicklung der Rasse ist breit, die Herausforderungen vielfältig. Ziel bleibt, die Wettbewerbsfähigkeit der Uckermärker zu erhalten und weiter auszubauen.

Vor diesem Hintergrund bot auch der Vortrag von Karl-Heinz Krämer, Vorstandsvorsitzender der Block Foods AG, hoch interessante Ansatzpunkte sowie Stoff zum Nachdenken und für weitere Diskussion. Die vorgestellten Zahlen und Fakten zum Uckermärker-Färsenaufzuchtprogramm unterstrichen das Prädikat „Erfolgsgeschichte“. Wissenschaftliche Projekte rund um das Programm, Untersuchungen zur Fleischqualität, Fütterungsversuche mit heimischen Leguminosen zur Erhöhung der Produktqualität unterstützen die qualitative Weiterentwicklung. In seinem Ausblick benannte Karl-Heinz Krämer anstehende Herausforderungen, zeichnete aber ein insgesamt optimistisches Bild für die Zukunft des Programms. Eines der großen Fazits seines Vortrags und Aufforderung an die Uckermärkerzüchter: nicht auf die maximale Größe kommt es an, sondern darauf, eine marktkonforme Größe und Qualität zu züchten, dabei nicht in Futterkonkurrenz zum Menschen zu stehen, sondern Premium-Produkte im Einklang mit der Natur zu erzeugen. Die Message ist angekommen, wie die Diskussionen unter den Züchtern in den Folgetagen zeigten. An der Umsetzung werden wir gemeinsam arbeiten.

Wer die Zukunft gestalten will, muss die Geschichte kennen

Im Zuge der Vorbereitungen auf das Rassejubiläum wurde auch die inzwischen in die Jahre gekommene Chronik „Uckermärker – Entwicklung einer Fleischrinderrasse“ unter Federführung von Dr. Jörg Martin, Rostock, aktualisiert, um neue Aspekte ergänzt und mit zahlreichen Bildern ausgestattet, neu aufgelegt. Wer sich zur Geschichte der Uckermärker umfassend informieren möchte, kann die Chronik bei RBB oder RinderAllianz zum Preis von 5 € zzgl. Versand anfordern.

Glückwunsch und Dank!

Allen Siegern und Platzierten sei an dieser Stelle zu ihren hervorragenden Uckermärker-Zuchttieren herzlich gratuliert. Mit diesen Tieren habt ihr beste Werbung für die Rasse gemacht! Unser Dank gilt allen, die sich in das Gelingen der Uckermärker-Jubiläumsschau vor und während der MeLa eingebracht haben, allen voran den Tierbeschickern, aber auch allen Sponsoren, Unterstützern und Helfern. Ohne euch wäre dieser Auftritt so nicht möglich gewesen. Wir freuen uns über die gelungene Veranstaltung und das tolle Feedback von Seiten der MeLa-Besucher. Gemeinsam ziehen wir daraus viel Motivation für die weitere Entwicklung der Uckermärker – einer Rasse mit Zukunft!

Rainer Tornow (RBB) und Dr. Sabine Schmidt (RinderAllianz)

Fotos: Gernot Pohl

Uwe Müßigbrodt erhielt für seine Siegerfärse Tekla PS zusätzlich einen Hotelgutschein und eine Schärpe der Firma Block House.

 

Mit seiner Nachzuchtsammlung des Bullen Ubelix belegte Thomas Engfer den 3. Platz bei den Betriebskollektionen.

 

Mit einem Klassensieg für Gustav Pp krönte die Papendorfer Agrargenossenschaft ihre erste Bundesschaubeteiligung.

 

Starke Lebensleistung: Karoline P# von Sebastian Ehlert, Zarrentin, war die älteste Kuh der Schau.

 

Die Siegerkuh Santana PP wurde ebenfalls von Uwe Müßigbrodt, Schulzendorf, vorgestellt.

 

In der zweitjüngsten Färsenklasse holte EGH Eula P# aus dem LWB Thomas Engfer, Groß Helle, den Klassensieg.

 

Bei den jüngsten Färsen siegte die 11 Monate alte EGH Idune P# (vorn) von Thomas Engfer, Groß Helle.

 

Die Uckermärker fanden als „Tier der MeLa“ hohe mediale Aufmerksamkeit.

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