In der Praxis stellt die Brunsterkennung für große und kleine Betriebe ein zeitintensives und zum Teil auch kostenintensives „Leid“ dar. Nicht selten kommt es aufgrund schlecht durchgeführter Brunstbeobachtungen auf den Betrieben dazu, dass mehr als 20 % der vorherrschenden Brunsten nicht erkannt werden und infolgedessen der Anteil an Tieren ansteigt, die erst deutlich zu spät tragend werden. Mittlere Rastzeiten von >90 Tagen und eine ZKZ von >400 Tagen sind bei diesen Betrieben ebenso keine Seltenheit. Obgleich diese Zahlen so prägnant und gleichzeitig auch wirtschaftlich relevant sind, ist für viele Betriebe bis heute noch überraschend, dass Mängel in der Brunstbeobachtung weltweit die Hauptursache für unzureichende Fruchtbarkeitsleistungen einer Herde sind. Vor dem Hintergrund der großen Relevanz der Brunsterkennung auf die Herdenfruchtbarkeit möchten wir Ihnen im Folgenden wesentliche Parameter zur Beurteilung Ihrer Herdenfruchtbarkeit mitgeben, auf die Ursachen einer mangelhaften Brunsterkennung eingehen und zwei sehr effiziente und praxiserprobte Verfahren der Brunsterkennung vorstellen.

Was deutet auf eine fehlerhafte Brunsterkennung hin?

Um zu prüfen, ob Fehler in Ihrer Brunsterkennung vorliegen, können verschiedenste Parameter herangezogen werden. Wir empfehlen Ihnen die folgenden ins Visier zu nehmen und zu prüfen, wie es um diese auf Ihrem Betrieb steht:

  • Ihr eigenes Besamungsintervall: Beträgt dieses 4-18 Tage, kann es immer wieder dazu kommen, dass Tiere als fälschlich brünstig identifiziert werden.

  • Bei mehr als 10 % der Kühe beträgt der Abstand zwischen zwei Besamungen 25 -35 Tage (wenn kein Hormonprogramm zur Synchronisation zugrunde liegt).

Was deutet auf eine optimierungsbedürftige Brunsterkennung hin?

Ziel einer Brunsterkennung ist es, möglichst alle brünstigen Kühe einer Herde zu identifizieren. Gute Betriebe schaffen über 80 % aller brünstigen Kühe zu identifizieren, weniger gute schaffen weniger als 60 % aller brünstigen Tiere zu selektieren. Um zu prüfen, ob bei Ihnen eine optimierungsbedürftige Brunsterkennung vorliegt, überprüfen Sie einmal folgende Punkte auf Ihrem Betrieb:

  • In der freiwilligen Wartezeit werden nur wenige oder keine Kühe in Brunst beobachtet.

  • Es existiert ein hoher Anteil von Kühen, die nach mehr als 42 bis 46 Tagen erneut besamt werden.

  • Sie besitzen viele Kühe, die bei der Trächtigkeitsuntersuchung nichtträchtig sind.

Die häufigsten Ursachen einer ungenügenden Brunsterkennung in der Praxis.

Immer wieder wird die Frage gestellt, was die häufigsten Ursachen einer ungenügenden Brunsterkennung in der Praxis sind.

Ein ganz klarer Faktor ist der Zeitmangel bzw. die Arbeitsbelastung der Betriebe: Stetig zunehmende Tierzahlen bei gleichbleibender Personaldecke auf den Betrieben, haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass die Betreuungszeit und somit auch die Brunstbeobachtungszeit je Einzeltier rapide abgenommen hat. Dieses ist auf vielen Betrieben zu Lasten der Effektivität der visuellen Brunsterkennung gegangen.

Aber auch die abnehmende Brunstintensität unserer heutigen Hochleistungskühe hat dazu geführt, dass die Brunsterkennung auf vielen Betrieben, insbesondere bei fehlendem und ständig wechselndem Fachpersonal, hinkt. Praxisbeobachtungen zur Folge zeigen nur noch <10 % aller Kühe ausreichend lange Brunsten mit hoher Intensität (mehr als 1,5 Duldungen/Stunde bei einer Brunstdauer von >7 Stunden) und >50 % aller Kühe nur noch schwache Brunstsymptome. Ebenso konnte nachgewiesen werden, dass auch die Brunstdauer mit zunehmender Leistung der Kühe abnimmt, siehe Abbildung 1.

Beträgt die Brunstdauer bei Kühen mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 25 kg/Tag rund 14 Stunden je Brunstphase, weisen unsere Hochleistungskühe mit durchschnittlich 35 Kg Milch/Tag nur noch eine Brunstdauer von rund 6,6 Stunden/Brunstphase auf. Unter Berücksichtigung einer Aufsprungdauer von 4 Sekunden und einer Aufsprungintensität von 9-mal/Brunstphase bedeutet dies, dass nur 36 Sekunden verbleiben, um eine Brunst alle 21 Tage zu erkennen. Dieses visuell, insbesondere auf Betrieben mit Schichtsystemen zu erfassen und abzupassen, ist nahezu unmöglich.

Zwei effiziente und praxiserprobte Brunsterkennungsverfahren.

Die Brunstbeobachtung kann in der Praxis auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Je nach eigener Präferenz, der Herdengröße, als auch der Zahlungsbereitschaft kann grundsätzlich zwischen visuellen als auch sensorgestützten Verfahren unterschieden werden. Da der Markt an Brunsterkennungssystemen derzeitig sehr groß ist, möchten wir Ihnen im Folgenden zwei sehr effiziente und praxiserprobte Varianten vorstellen.

Das visuelle Brunsterkennungsverfahren – Tail painting mit tail chalk.

Tailpainting ist ein sehr einfaches, kostengünstiges und effektives Verfahren der Brunsterkennung.  Aufsprünge und Kinnauflegen in der Duldungsphase werden durch Veränderung des Farbauftrages auf dem Schwanzansatz visuell erfassbar und der Farbauftrag dient als ein Recordersystem für die Zeiträume, während derer die Tiere nicht unter direkter Beobachtung stehen.

Eindeutige Anzeichen einer Hauptbrunst bei diesem Verfahren sind ein Abrieb und Verschmieren der angebrachten Farbe am Schwanzansatz der Kuh. Grundsätzlich ist dieses System bei fachkundiger Anwendung und guter Tierbeobachtung recht sensitiv. Sind Kuhbürsten im Stall, die auf den Schwanzansatz wirken, kommt es jedoch zu einer Beeinträchtigung dieses Verfahrens durch Verschmieren oder Wegputzen der Farbe.

Neben der visuellen Brunsterkennung mithilfe von Farbe (Tailpainting) kann sie ebenfalls ganz ohne den Einsatz von Farbe erfolgen. Sie basiert dann auf der reinen Tierbeobachtung und erfordert neben Zeit vor allem Kuhwissen und -verständnis.

Als geeignet stellen sich beide visuellen Brunstbeobachtungsverfahren für Betriebe dar, die keine großen technischen Investitionen tätigen wollen und/oder ihre Besamungsdienstleistungen bereits outgesourct haben und somit täglich Besuch von einem externen Besamungstechniker erhalten.

Sollten Sie Interesse an weiteren Informationen rund um das Thema „visuelle Brunstbeobachtung“ haben, dann sprechen Sie gerne unsere Kollegen des Besamungsteams an. Gerne helfen unsere Kollegen aus dem Bereich Besamung Ihnen nicht nur bei der täglichen Besamung ihrer Tiere weiter, sondern auch in der täglichen Brunsterkennung.

Sensorgestützte Brunsterkennung mithilfe von Afimilk

Hat sich ein Betrieb entschieden in technische Hilfsmittel zu investieren und eine ganzheitliche Tierüberwachung (Gesundheits- als auch Brunstmonitoring) zu etablieren, macht es Sinn in das AfiCollar von Afimilk zu investieren. Durch das AfiCollar ist es möglich, die Aktivität, das Wiederkau-, Fress- und Brunstverhalten der Tiere zu überwachen und alle erhobenen Daten automatisch und drahtlos an einen mitgelieferten PC zur Auswertung zu senden. Absoluter Vorteil dieses Systems ist die gleichzeitige Brunst- als auch Gesundheitsüberwachung auf Einzeltierbasis. Haben Sie Interesse an diesem System oder wollen weitere Informationen rund um AfiMilk, dann klicken Sie hier. Gerne steht Ihnen auch unser RinderAllianz-Ansprechpartner Frank Hartmann für weitere Informationen zum System zur Verfügung.

Mit uns an Ihrer Seite zu einer verbesserten Herdenfruchtbarkeit

Sollten Sie Fragen rund um die Fruchtbarkeit Ihrer Herde haben, stehen wir Ihnen in den Bereichen

jederzeit gerne zur mit Rat und Tat zur Seite. Sprechen Sie uns an, wir verhelfen Ihnen gerne zu mehr Erfolg im Stall.

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