Eine gute Herdenfruchtbarkeit und gute Besamungserfolge sind Ziel professionellen Herden- Managements. Voraussetzung sind nicht nur ein regelmäßiger Zyklus bei den Tieren, sondern vor allem auch die Kenntnis darüber. Nur wenn umfassendes Wissen rund um den Zyklus und die Brunstsignale des Tieres besteht, kann eine erfolgreiche Brunsterkennung und Besamung stattfinden und so der Grundstein des wirtschaftlichen Erfolgs eines Milchviehbetriebes gelegt werden. Im Folgenden soll es deshalb einen kurzen Exkurs zum Zyklus von Milchkühen geben und die Auflistung von Kriterien für eine erfolgreiche Bewertung der Brunstsignale erfolgen.

Die Zyklusphasen der Kuh

Rein physiologisch betrachtet, hat die Kuh einen rund 21-tägigen Zyklus, der durch Hormoneinwirkungen gesteuert wird. Er kann in insgesamt vier Phasen aufgeteilt werden (siehe Abbildung), die sowohl innerlich als äußerlich zu physiologischen Veränderungen in und am Tier führen.

Zwischenbrunst (Interöstrus Phase)

Den Hauptteil des Zyklus´ mit 15-16 Tagen macht die sogenannte Zwischenbrunst aus. Äußerlich am Tier erkennbar, macht sie sich durch eine Verkleinerung der Scham mit einer einhergehenden Faltenbildung. Innerlich kommt es während der Zwischenbrunst zur Ausbildung -Blüte-Rückbildung des Gelbkörpers, der in dieser Phase Progesteron in unterschiedlicher Menge produziert.

Vorbrunst (Proöstrus)

Nach vollständigem Abbau des Gelbkörpers tritt gleitend die Vorbrunst ein. Sie dauert in etwa 2-3 Tage an und geht mit einer deutlichen Verhaltensveränderung bei der Kuh einher. Charakteristisch für die Vorbrunst ist ein Unruheverhalten bei der Kuh, welches sich durch ein verkürztes Liegeverhalten äußert. Darüber hinaus kann oftmals eine kurzfristige Milchverhaltung, ein häufigerer Harn- und Kotabsatz, geschwollene und gerötete Schamlippen sowie ein angehobener und zur Seite gelegter Schwanz beobachtet werden. Erste Aufsprungversuche, brummen, brüllen, ein Kopfauflegen bei den Artgenossen, der nicht vorhandene Duldungsreflex beim Aufspringen durch andere Kühe sowie ein stieriger Blick sind ebenso charakteristisch für diese Phase. Innerlich kommt es aufgrund des begleitenden Östrogen- und FSH-Einflusses der Vorbrunst zur Ausbildung einer dickeren und ödematisierten Gebärmutterschleimhaut, einem Wachstum der Gebärmutterdrüsen und einem gesteigerten Gebärmuttertonus mitsamt eines prallelastischem Folikel im Eierstock. Die Schleimhaut ist rosa und feucht, der äußere Muttermund strohhalmstark geöffnet und die Cervix mit Schleim versehen.

Hauptbrunst (Östrus)

Die Hauptbrunst macht mit 15-20 Stunden, die mit Abstand kürzeste Zeitspanne während des ganzen Zyklus´ aus. In dieser Phase weisen die Kühe einen Duldungsreflex beim Aufspringen durch andere Kühe auf. Die Schamlippen der Kühe sind während dieser Phase deutlich geschwollen, ein fadenziehender/spinnbarer Abgang von Brunstschleim ist deutlich erkennbar und der Schwanzansatz der brünstigen Tiere ist durch das Aufspringen der Stallgenossin häufig aufgeraut. Dieses macht man sich im Rahmen der Brunsterkennung mithilfe des Tailpaintings zu nutze.

Nachbrunst (Postöstrus)

Nach der Hauptbrunst schließt sich nahtlos die Nachbrunst an. Sie dauert in der Regel 2-3 Tage und macht sich deutlich durch eine erloschene Deckbereitschaft, dem Abklingen der inneren und äußeren Brunstsymptome sowie der Bildung und Absonderung von teils blutigem Nachbrunstschleim kenntlich. Innerlich findet 7-8 Stunden nach der Hauptbrunst und somit am 1. Tag der Nachbrunst der Eisprung statt.

Bewertung der Brunstsignale

Ob eine Brunst vorliegt oder nicht, kann anhand verschiedenster Anhaltspunkte herausgefunden werden. Mit der untenstehenden Tabelle und den darin aufgelisteten Kriterien geben wir Ihnen ein Hilfsmittel an die Hand, die beobachteten Brunstsymptome einzuordnen und Aussagen über das Vorliegen oder das Anbahnen einer Brunst treffen zu können.

Mithilfe der unten aufgeführten Kriterien und ihren hinterlegten Punkten lassen sich folgende Aussagen treffen:

  • Erreicht eine Kuh innerhalb von 24 Stunden fünfzig bis hundert Punkte, ist sie sehr wahrscheinlich brünstig.

  • Bei über hundert Punkten ist das Vorliegen einer Brunst fast sicher und eine Besamung sollte optimalerweise innerhalb der nächsten 12 Stunden erfolgen.

Kriterium Punkte
Schleimabsonderung 3 Punkte
Unruhe/Kämpfen 5 Punkte
Wird besprungen, keine Duldung dessen 10 Punkte
Riechen/Lecken an der Scham einer anderen Kuh 10 Punkte
Kinn aus Kreuz einer anderen Kuh legen 15 Punkte
Andere Kühe bespringen 35 Punkte
Andere Kühe am Kopf bespringen 100 Punkte
Vorhandenseins eines Duldungsreflex 100 Punkte

Mit uns an Ihrer Seite zu einer verbesserten Herdenfruchtbarkeit

Sollten Sie Fragen rund um die Fruchtbarkeit Ihrer Herde haben, stehen wir Ihnen in den Bereichen

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